Ungarn

 

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Kaum die Grenze nach Ungarn passiert, radelten wir auf der Strasse einem Velo-Fahrverbot entgegen. Vergebens suchten wir eine Alternative für diese Strasse. Im Dorf erkundigten wir uns bei einem waschechten Einheimischen nach dem Fahrradweg. Dieser lächelte mit seinen Zahnlücken, zeigte auf die Verbots-Tafel, zuckte mit den Schultern und
meinte "no problem". Da wir ja keine andere Wahl hatten, pedalten wir kurz der vielbefahrenen Strasse entlang und schätzten wieder einmal unsere Rückspiegel. Bald zweigten wir ab in eine ruhige, aber holprige Strasse. Der Zufall wollte es, dass wir ganz in der Nähe von Velence waren, ein ganz kleines Dorf, wo sich die Hasen und Füchse "Gutenacht" sagen. Kurt kennt dort eine Familie aus Bern, die Menschen mit Behinderung Ferien anbieten. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit um Hallo zu sagen. Leider waren sie nicht zu Hause, aber die Mama empfing uns freundlich und offerierte uns einen hausgemachten Apfelsaft. Gestärkt verliessen wir das hübsche und erholsame "Haus Paprika".

Vor fast jedem Haus wachen mehrere Hunde, welche lauthals bellen, wenn Radler vorbeifahren. Kommen sie uns zu Nahe, bespritzen wir sie mit Wasser aus dem Bidon oder schreien sie an, sie sollen nach Hause gehen. Auch auf schweizerdeutsch verstehen sie das. Die ungarische Sprache ist schwierig und wir verstehen nicht ein Wort. Benötigt man in deutsch zehn Wörter für einen Satz, sind es in ungarisch bestimmt nur drei ? alles wird zusammengehängt.

Der Balaton-See zeigte sich bei prachtvollem Wetter türkisfarbig. Auch die Umgebung ist wunderschön, alles spriesst und wir konnten uns nicht satt sehen an den weissblühenden Mandelbäumen. Viele Weinbauern haben sich um den See angesiedelt und es ist erstaunlich, wie gut der Wein ist. Da sind Liebhaber am Werk! Wir strampelten an der Nordseite des Platensees entlang und kämpften gegen den Wind. Unser Essensvorrat neigte sich dem Ende zu und da die
Touristen-Saison noch nicht begonnen hat, fanden wir kein einziges Restaurant, welches geöffnet war. Schlussendlich kauften wir in einem kleinen Lebensmittelgeschäft etwas zum Knabbern und einige Früchte. Erstaunlicherweise sind die Preise fast gleich wie in Österreich.

In Alzöörs waren wir von Bekannten aus der Schweiz in ihr Ferienhaus eingeladen. Wir schätzten es sehr, mit ihnen einen interessanten und gemütlichen Abend verbringen zu dürfen. Wie wir feststellten, befindet sich hinter den Häusern meistens ein Garten, in welchem sich Hühner und Schweine aufhalten. Die Leute haben also genug, um sich selbst zu versorgen. Das erklärt die hohen Preise im Supermarkt. Weggeworfen wird selten etwas und wir staunen manchmal, was sich da alles im Hinterhof an "Grümpel" ansammelt.

Am 15. März war Nationalfeiertag. Alle Einheimischen waren besonders hübsch angezogen und sie pilgerten zu den Denkmälern, welche an die Revolution gegen die Habsburger erinnern. Vom Platensee radelten wir Richtung Südosten des Landes, wo die riesigen Felder von den Bauern fleissig bewirtschaftet werden. Die scheinbar unendliche Weite war beeindruckend und wir fragten uns, wo sich wohl die Bauernhöfe befinden! Wir freuten uns auf die Donau-Fähre
in Paks, die zwar klein aber ganz nett ist. Wir kamen um 12.05 Uhr bei der Station an und verpassten die Fähre genau um fünf Minuten. Anstatt zwei Stunden zu warten beschlossen wir, eine andere Fähre zu nehmen, die etwas weiter flussaufwärts auf unserer Karte eingezeichnet ist.

Wir strampelten vergebens, da diese Fähre ihren Betrieb eingestellt hat... Nach 30km waren wir dank günstigen Windverhältnissen wieder zurück in Paks und erreichten die Fährenstation kurz vor 14.00 Uhr. Wir hätten wohl besser eine Siesta gemacht, trainieren können wir noch genug! Unterwegs bestaunten wir die riesigen Storchennester, welche auf den Strom-Masten kunstvoll gebaut sind. Autos findet man in jeder Preisklasse: vom alten "Trabi" aus den 50ern bis zu den neusten Modellen. Die alten Fahrzeuge sind jedoch meistens erstaunlich gut erhalten, weshalb sich Kurt sehr gut mit diesen identifizieren kann. Jetzt befinden wir uns in Szeged, eine wunderschöne Stadt in der Nähe von der rumänischen und serbischen Grenze.

In einem kleinen Dorf in der Nähe zur rumänischen Grenze verpflegten wir uns bei einem Bänkli auf dem Pausenplatz einer Primarschule. Kurz darauf sprangen die Kinder zu uns und wir kommunizierten mit Händen und Füssen. Einige sprachen sogar einige Wörter deutsch oder englisch. Wir staunten, wie anständig sie waren und als die Lehrerin sie aufforderte, uns in Ruhe zu lassen, gehorchten sie widerwillig.



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