Azerbaijan

 

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Die Landessprache von Azerbaijan hat sehr viele Ähnlichkeiten mit der türkischen und die Zahlen sind fast identisch. Anstelle von Schnapsläden häuften sich wieder die Teehäuser und "Kafesi´s", welche leider selten Kaffee im Sortiment führen.

Etwa 96% der Bevölkerung sind Muslime, die wegen des Glaubens keinen Alkohol trinken. Nach der Stadt Balaken, welche einige Kilometer von der Grenze entfernt liegt, durften wir unser Zelt bei einem Bauern, in einer frisch von den Schafen abgeweideten Wiese aufstellen. Die Familie wollte uns auch gleich ein Zimmer anbieten. Wir entschieden uns aber im Zelt zu schlafen. Die "Natur-Dusche" befand sich etwa 500 m vom Bauernhof entfernt in einem klaren Bach, der in den Bergen des Kaukasus entspringt. Ein wunderschöner Platz, jedoch sehr beliebt bei den Mosquitos, wie wir später an unseren Stichen feststellten. Als wir zurück kamen, war der Tisch bereits auch für uns gedeckt, Zum Glück konnten wir wenigstens Kaffee und Guetzli anbieten, da sie kein Geld annehmen würden.

Morgens kamen wir nicht weit: bereits nach 7 km stoppte uns die Strassenpolizei und sie hatten solche Freude an uns, dass wir den angebotenen Çay nicht abschlagen konnten. Wir lachten Tränen in der Polizei-Station, das waren wirklich ganz clevere Burschen. Der Einte wollte Kurt sogar eine Frau schenken, die 55-jährige Sonja, welche mit vier Goldzähnen glänzte. Das ist in Azerbaijan sehr trendig und fast alle Leute sind damit bestückt. Jedenfalls wurde nichts aus dem Geschenk, da das Gepäck schon schwer genug ist.

In Seki besuchten wir den Khan´s Palast, der 1762 gebaut wurde und mit vielen Malereien und Verschnörkelungen prunkt. In dieser Stadt befand sich bis 1999 eine Seidenfabrik mit 7000 Angestellten. Diese florierte im 18. und 19. Jh. als reger Durchgangs- und Handelsplatz der Seidenstrasse. Die Strasse nach Ismayilli war sehr holperig und wir beschlossen, mit dem Bus ins Bergdorf Lahic zu fahren. Schon einige Male mussten wir wegen den schrecklichen Zustaenden der Strassen Luft aus den Reifen lassen, damit es angenehmer zum Fahren war.

Die Ankunft in diesem hübschen Bergdorf war enttäuschend. Zuerst wollte uns der Chauffeur abzocken und kaum im einzigen Guesthouse angekommen, versuchte es der Inhaber ebenfalls. Nach einigen Diskussionen beschlossen wir, auf der Wiese zu zelten. Der Chef zeigte uns ein Bad im 320 Jahre alten "Hammam", welches eine Art türkisches Bad ist, indem früher die verschiedenen Sippen gebadet haben. Im Dorf bestaunten wir die von Hand gehämmerten Kupferarbeiten und die vielen farbenprächtigen Strickereien. Es gab sogar eine Touristen-Information und wir stellten fest, dass Lahic von der schweizer Entwicklungshilfe unterstützt wird. Vermutlich wird die Strasse über den Caucasus, welche nach Nordost-Azerbaijan und Russland führen wird, mitfinanziert. Einen Tag lang relaxten wir, wanderten rauf zum Wasserfall und kochten gemütlich vor unserem Zelt.

Am naechsten Morgen radelten wir weiter Richtung Baku, der Hauptstadt von Azerbaijan und die Metropole des Caucasus. Die Strasse war sehr hügelig. Als wir bei 40°C eine Strasse mit 15% Steigung und teilweise unasphaltiert passieren mussten, dies ohne Wind und den Puls am Limit, kamen wir an unsere Grenzen. Zum Schieben wäre das Fahrrad bei dieser Steigung zu schwer, also mussten wir durchbeissen.

Umso mehr wir uns Baku näherten, desto karger und staubiger wurde die Landschaft und nur noch viele trockene Grasbüschel konnte man bis in die weite Ferne erblicken. Natürlich weidet hier kein Vieh mehr, nur riesige Heuschrecken-Schwärme hüpften über die Strasse. Die verlassenen Chemie-, Kupfer- und Aluminium- Fabriken aus den Sowiet-Zeiten auf der Abseron-Halbinsel waren schon von Weitem unübersehbar. Nichts wächst in dieser Gegend: ungerechte Entsorgung des Giftmülls führt zur extremen Verschmutzung des Kaspischen Meeres und der Luft.
Azerbaijan unterzeichnete 2003 einen USD 7,4 Bio. Produktionsteilungs-Vertrag mit westlichen Oelstaaten.
Als wir uns Baku näherten, wechselten die Fahrzeuge auf der Strasse allmählich von alten russischen Ladas zu den neusten Jeeps und Mercedes. Oel und Gas bringen dem Land bestimmt Wohlstand, aber nur ein Blick auf das Kaspische Meer mit den total verschmutzten Stränden reicht, um sich zu fragen, ob es das wert ist? Sehenswert in Baku ist die Altstadt, wo sich innerhalb der Stadtmauern der Palast der Shirvan Shahs Dynasty befindet. Dieser wurde im Mittelalter gebaut und schafft einen guten Überblick, wie die Leute dazumals lebten.
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