PROVINZ YUNNAN

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                       "Ein Besuch lohnt sich: Camel Bar in Kunming"

Allmählich veränderte sich die Landschaft. Die Täler wurden breiter und wir erkannten viele Reis-, Gemüse- und Maisterrassen sowie Ackerfelder. Die Provinz Yunnan umfasst eine der landschaftlich vielfältigsten Regionen Chinas, bergig im Norden und subtropisch im Süden. Unsere Fahrräder hatten den Transport ohne Schaden überstanden
und wir waren froh, unsere Drahtesel wieder bei uns zu haben. Kunming, die 1,5 Mio. Einwohner zählende Hauptstadt Yunnans, ist eine moderne Metropole mit vielen Hochhäusern. In den Seitengassen liegen jedoch Berge von Müll und es riecht auch dementsprechend. Manchmal haben wir das Gefühl, dass die Chinesen von der rapid wachsenden Wirtschaft
total überrumpelt werden und sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet. Bis zur Olympiade 2008 in Peking wird sich wohl in China noch einiges verändern. Eine Spuckverbot wurde jedenfalls in einigen grossen Städten bereits eingeführt. Da wir ärgerlicherweise sieben Tage auf die einmonatige Visaverlängerung warten mussten, nutzten wir die Gelegenheit, um uns über die Weiterreise schlau zu machen sowie die Stadt und Umgebung zu erkunden. Besonders sehenswert war der Yuantong-Tempel und der Jadesee-Park, wo man Einheimische beim Tai Ji Quan (Schattenboxen) beobachten kann.

Auf dem Myanmar Konsulat wurde uns mitgeteilt, dass wir über Land von China zwar einreisen können, die Grenzen jedoch nach Laos und Thailand wegen Drogenhandel geschlossen sind. Deswegen und auch weil die politische Lage in Myanmar momentan etwas angespannt ist, entschieden wir, nach Laos, Kambotscha und Südvietnam zu radeln.
Nachdem wir das laotische Visa erhalten hatten, radelten wir voller Tatendrang los Richtung Dali, welches sich 400 km westlich von Kunming befindet und zum autonomen Bezirk der Bai (ethische Minderheit) gehört. Der Abstecher lohnte sich bereits wegen der schönen Landschaft. Der hügelige Weg führte vorbei an vielen Reis- und Gemüseplantagen, Bananenbäumen, Bambushainen und Cannabis-Pflanzen! Darüber waren wir besonders erstaunt, da die Chinesen von der Todesstrafe bei Drogenmissbrauch nicht zurückschrecken. Die Blätter werden wohl kaum nur als Heilpflanze eingesetzt? ;-) Wir pedalten durch die Gegend, als wir plötzlich unseren Augen nicht trauten. Da lag eine junge Frau mitten auf der Srasse und blutete stark am Kopf. Die Einheimischen standen ratlos im Umkreis von mindestens 20 Meter von ihr entfernt. Wir desinfizierten die Wunde und legten der Frau einen Verband an. Sie wollte, vermutlich im Schock,
aufstehen und wir erklärten einer Anwesenden, sie soll mit ihr reden, damit sie ruhig liegen bleibt. Obwohl der Spital nur einige Kilometer von der Unfallstelle entfernt war, dauerte es lange, bis der Krankenwagen erschien, ohne Blaulicht und Sirene. Seelenruhig watschelten die Helfer an die Unfallstelle und dann klemmte doch auch noch der Reissverschluss des Arztkoffers...es ist einfach anders. Den ganzen Weg nach Dali erlebten wir eine unglaubliche Gastfreundschaft. Als wir uns jedoch der Hauptstadt der Bai näherten, wurde es immer touristischer und die Frauen dieser ethischen
Minderheit standen mit ihren hübschen Trachten beim Eingangstor zur Altstadt und hätten sich gegen Bezahlung fotografieren lassen.

Wir hätten gerne die echten Bai bei ihrem täglichen Leben gesehen, in Dali ist jedoch alles für die Besucher ausgerichtet und hat seinen ursprünglichen Charme verloren. Da es dauernd regnete hatten wir keine Lust, Wanderungen in der schönen Umgebung zu unternehmen. Also relaxten wir und Nathalie gönnte sich eine traditionelle Massage. Zuerst inspizierte sie den Saloon, da sich bei Kurt zuvor die Dienstleistung als Tarnung für lukrativere Geschäfte herausgestellt
hatte :-) Unser nächstes Ziel war die Stadt Jinghong, welche zum autonomen Bezirk der Dai-Nationalität gehört. Unterwegs in den Dörfern gab es meistens einfache Übernachtungsmöglichkeiten. Da es tagsüber ziemlich warm und feucht wurde und wir immer total verschwitzt die Passhöhen erreichten, nutzten wir gerne die Möglichkeit, uns zu duschen. Eines Abends hörten wir laute Musik aus einer Scheune. Als wir uns näherten, endeckten wir auf Futtersäcken eine moderne Karaoke-Anlage. Die Leute freuten sich über unser Erscheinen und sofort bewirteten sie uns mit
Tee, Bier, Mandarinen und Sonnenblumenkernen. Sie wollten, dass wir singen. Jedoch erklärten wir ihnen, dass wir die chinesische Schrift nicht lesen können. Innert Kürze hielten sie uns eine Auswahl englischer Lieder unter die Nase, welche wir jedoch nicht kannten. Je weiter südlich wir radelten, desto exotischer wurde die Auswahl der Früchte, welche an der Strasse verkauft werden: Ananas, Papaya, Passions- und "Stern"früchte, Grapefruits, Kaki, süsse
Kartoffeln...einfach lecker! Nachdem wir den Mekong, der längste Fluss Südostasiens (4´350 km),
überquert hatten, erreichten wir die attraktive Stadt Jinghong.

Die Fahrt von Jinghong Richtung laotische Grenze war sehr interessant und wir stoppten bei einigen typischen Dörfern von ethischen Minderheiten und bestaunten die bunten Trachten.
Unterwegs trafen wir immer wieder Arbeiter, welche die Baumstämme entlang der Strasse weiss anmalten, vermutlich um die Bäume von Ungeziefern zu schützen. Jedenfalls wurde die Farbe nicht zimperlich angewendet und auch die Sträucher und Strassen waren öfters bemalt. Am Boden waren die Spuren der Maler, welche, vermutlich total motoviert, im Zickzack die Strasse überquerten und dabei den Pimsel hängen liessen, der den Boden weiss bekleckerte.


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